Grammatikalische Störungen

Beschreibung

Eine grammatikalische Störung ist eine Sprachstörung bei Kindern. Sie wird auch morphologisch-syntaktische Störung genannt. Sie kann sowohl rezeptiv als auch expressiv oder beides sein. Bei einer rein rezeptiven Sprachstörung gelingt es dem Kind, weniger Aufforderungen Folge zu leisten. Bei einer rein expressiven Sprachstörung gelingt es dem Kind besser, Aufforderungen Folge zu leisten, als eigene sprachliche Äußerungen zu produzieren.

Weiterhin kann die Störung einzelne Wörter sowie ganze Sätze betreffen. Es kommt dann beispielsweise zur inkorrekten Verbzweitstellung, bei der das eigentlich konjugierte Verb oftmals durch “tun” ersetzt wird. Beispiel: “Ich tun essen”, “Mama tun kochen”. Auch kommt es zur Benutzung der Verbendstellung: “Wann Oma kocht?”. Weiterhin kommt es auch zu fehlerhaften Satzumstellungen oder Satzteilauslassungen: “Papa arbeiten gehen muss”.

Symptome

  • Eingeschränktes Sprachverständnis

Es wird häufig die sogenannte Schlüsselwortstrategie genutzt. Das bedeutet, das Kind orientiert sich nur an einzelnen ihm bekannten Wörtern und nicht an ganzen Sätzen. Auch wird sich sehr stark an Mimik und Gestik orientiert.

→ “Zieh bitte deine Schuhe an”, das Kind bringt die Schuhe.

→ Der Erwachsene zeigt auf die Garderobe.

  • Eingeschränkter Wortschatz

Der Wortschatz des Kindes ist nicht altersentsprechend, im Gegensatz zu anderen Kinder derselben Altersgruppe. Es wird mehr gestikuliert als gesprochen, da die Wörter fehlen.

  • Eingeschränkte Merkspanne

Es fällt dem Kind schwer, sich neue Sachen zu merken und diese abzuspeichern. Auch Aufforderungen zu erfüllen gelingt selten.

  • Dysgrammatismus

Beschreibt Probleme beim Grammatikerwerb. Es werden oft nur kurze Sätze ohne Funktionswörter gesprochen.

→ “Oma Urlaub.”

Falls doch Funktionswörter gesprochen werden, werden diese fehlerhaft konjugiert.

→ “Ich haben Puppe spielen.”

Artikel sowie Präpositionen werden falsch eingesetzt.

→ “Das Baum groß”, “Ich habe auf Schwimmbecken schwimmen”.

Auch die Kasusmarkierungen und Tempi werden fehlerhaft eingesetzt.

→ Die Hose ist in die Schrank”, “Ich habe geesst”.

  • Eingeschränkte Syntax

Wenn es im Satzbau zu Problemen kommt, nennt sich dies syntaktische Störung. Hierbei werden entweder sehr kurze aber fehlerhafte Sätze gebaut oder es kommt zu sehr langen komplizierten und verschachtelten Sätzen. Beide Varianten sind inhaltlich falsch.

Ein Indikator für eine syntaktische Störung ist die Benutzung der Verbendstellung. Diese ist im Alter von 3 Jahren nicht mehr altersgerecht.

Therapie

Zu Beginn der Therapie wird zunächst eine umfangreiche Diagnostik durchgeführt, um Stärken und Schwächen des Kindes zu erkennen und zu analysieren. Die Therapie wird immer an die Schwierigkeiten des Kindes angepasst.

Je nach Störungsausprägung wird erst im rezeptiven Bereich mit zeigen, geben und hören gearbeitet, bevor man in den expressiven Bereich einsteigt und das Kind selbst Äußerungen produzieren soll.

Es wird immer sehr viel sprachlicher Input gegeben und mit vielen Wiederholungen gearbeitet. Es ist wichtig, dass dem Kind kein Störungsbewusstsein anerzogen wird, sondern es einen sicheren Raum hat um sich zu öffnen. Das bedeutet, wenn das Kind eine fehlerhafte Äußerung nennt, wird mit Corrective Feedback gearbeitet, um ihm widerzuspiegeln, dass es verstanden wurde. Außerdem hört es seine Äußerung noch einmal korrekt.

Es werden erst die einzelnen syntaktischen Bausteine erlernt, bevor diese zu einem vollständigen Satz zusammengefügt werden. Dann werden kleinere, kurze, korrekte Sätze (Subjekt-Prädikat) beübt: “Papa kocht”, “Oma lacht”,… Danach werden immer mehr Satzbausteine wie Artikel, Präpositionen eingebaut und die Sätze werden verlängert.

Tipps

  • Versuchen Sie die Kinder nicht unter Druck zu setzen
  • Loben Sie unbedingt die Anstrengungsbereitschaft, nicht das Ergebnis
  • Geben Sie viel Corrective Feedback
  • Schauen Sie sich gemeinsam Bilderbücher an und benennen Sie gemeinsam die bekannten Tiere, Menschen und alles was das Kind schon kennt (loben nicht vergessen!)
  • Benennen Sie danach auch unbekannte neue Dinge, welche das Kind nicht kennt
  • Versuchen Sie immer wieder auch mit Bildkarten zu arbeiten und gemeinsam korrekte Sätze zu sprechen (gerne auch lustige Sätze um die Situation aufzulockern)