Die verbale Entwicklungsdyspraxie

Beschreibung:

Die verbale Entwicklungsdyspraxie (VED) ist eine Form der Sprechapraxie (—> Link), die bei Kindern auftritt. Kinder mit einer VED haben Schwierigkeiten Laute zu bilden. Sie können ihre Artikulationsorgane (Zunge, Lippen, Kiefer) nicht zielgerichtet zur Lautbildung bewegen. Die VED unterscheidet sich von einer bukkofazialen Apraxie (—> Link), sie treten aber sehr häufig in Kombination miteinander auf. Die Ursachen und genauen Entstehungsmechanismen für eine VED sind noch nicht abschließend bekannt. Vermutet wird, dass eine VED genetisch, neurologisch oder durch eine Stoffwechselstörung bedingt wird.

Symptome:

Die Symptome einer VED sind sehr vielfältig. Eines der Leitsymptome ist eine inkonsequente – also eine nicht einheitliche – Produktion von Sprachlauten bei mehrfacher Wiederholung von Silben und Wörtern. Weitere Leitsymptome sind prosodische Auffälligkeiten (abweichende Betonungsmuster), aber auch eine ungewöhnliche Silbendauer. Kinder mit einer VED haben ein eingeschränktes Vokal- und Konsonantenrepertoire. In Wörtern kommt es zum Auslassen, Hinzufügen, Umstellen oder Wiederholen von Lauten. Zudem gibt es eine hohe Fehlerzahl bei der Konsonantenbildung. Die betroffenen Kinder können häufig Einzellaute bilden, diese aber nicht in Silben und Wörter einsetzen. Sie haben Schwierigkeiten mit der sogenannten „Koartikulation“, d.h. Mit der artikulatorischen Verbindung von zwei Lauten. Kinder mit einer VED haben zudem Schwierigkeiten mit der Wahrnehmung im Mundraum und der bewussten, zielgerichteten Ausführung mundmotorischer Bewegungen. Sie behelfen sich zum Beispiel, indem sie die Zunge mithilfe ihrer Hände an den richtigen Platz bringen. In den meisten Fällen bestehen noch zusätzliche Defizite in den Bereichen Wortschatz, Grammatik und Kommunikationsverhalten. Kinder mit einer VED sprechen dementsprechend (stark) unverständlich, haben aber ein deutlich besseres Sprachverständnis.

Therapie:

Kinder mit einer VED sprechen auf eine typische logopädische Aussprachetherapie, bei der Schritt für Schritt erst einzelne Laute erarbeitet und dann in Silben, Wörtern und Sätzen geübt werden, nicht oder nur schlecht an. Durch die Schwierigkeiten mit der Koartikulation versucht man auf der Ebene der Konsonantenverbindungen und einfacher Silben anzusetzen und die Therapie weiter über komplexe Silbenstrukturen fortzuführen. Wichtig ist bei der Therapie der VED, dass Übungen intensiv, systematisch und hochfrequent durchgeführt werden, vergleichbar mit einer Art „Drill“. Ziel ist es zunächst, ein für das Kind im Alltag wichtiges Kernvokabular zu erarbeiten. Es gibt diverse Therapiemethoden mit unterschiedlichen zugrunde liegenden Ansätzen. Ihr / ihre TherapeutIn wählt die für Ihr Kind sinnvollste aus.

Unser Tipp:

Viele Wiederholungen sind bei Kindern mit VED wichtig. Fragen Sie Ihre / Ihren TherapeutIn was und wie Sie mit Ihrem Kind üben können. Des Weiteren können Sie die Therapie unterstützen, indem Sie gemeinsam mit Ihrem Kind seine eigenen Wahrnehmung des eigenen Mundraums schulen. Dies kann zum Beispiel über taktile Stimulation mittels Zahnbürsten oder ähnlichem durchgeführt werden. Auch die Stimulation mithilfe von verschiedenen Geschmäckern oder Temperaturen im Mundraum, kann unterstützend wirken. Zudem können auch mundmotorische Übungen durchgeführt werden, um die Aufmerksamkeit Ihres Kindes auf seine Sprechwerkzeuge und Sprechmuskulatur zu lenken. Machen Sie doch gerne spielerische Übungen mit Zunge und Lippen und schneiden Sie gemeinsam lustige Grimassen. Fragen Sie auch hier gerne Ihre/n Therapeut/In nach Übungen und weiteren Ideen.