Sprachentwicklungsstörung

Beschreibung:

SES bedeutet “Sprachentwicklungsstörung” oder auch “Spracherwerbsstörung”. Der Spracherwerb bei Kindern gilt als gestört, wenn die Meilensteine der Sprachentwicklung nicht erreicht werden und die altersgemäßen Sprech- und Sprachfähigkeiten um wenigstens sechs Monate verzögert sind. Eine SES betrifft die Kommunikation, das Sprachverständnis, den Wortschatz und die Laut-, Wort- und Satzbildung. Bei einer SES sind oft mehrere Bereiche gleichzeitig betroffen.

Syndromen wie Trisomie 21 (Down-Syndrom) oder Krankheitsgeschichten wie kindliche Aphasien werden oftmals von einer SES begleitet.

Doch was sind eigentlich diese “Meilensteine” und wann sind die 6 Monate um? Hier finden Sie einen Artikel zur physiologischen (für das Alter entsprechende) Sprachentwicklung.

Sollten Sie, ihr/e Ärztin / Arzt oder / und ErzieherInnen oder LehrerInnen, welche Ihr Kind betreuen, das Gefühl haben, dass es sprachlich an einer oder mehreren Stellen nicht dem Alter entsprechende Fähigkeiten besitzt , kommen Sie gerne mit einer gültigen Verordnung in eine unserer Praxen. Wo Sie diese herbekommen und was Sie dabei beachten müssen, erfahren Sie hier.

Symptome:

Zu den möglichen Symptomen einer SES gehören unter anderem:

  • Äußerungen sind schwer zu verstehen
  • Buchstaben (Laute) werden “vertauscht”
  • Buchstaben (Laute) werden weggelassen oder falsch ergänzt
  • Reime werden nicht erkannt – Der Wortschatz ist auffällig klein
  • grammatikalische Auffälligkeiten
  • Schwierigkeiten beim (Nach)erzählen von Ereignissen oder Geschichten
  • Schwierigkeiten beim Schriftspracherwerb (zum Beispiel werden nicht alle Buchstaben geschrieben oder häufig falsche verwendet)

Therapieinhalte- und Ziele:

Die SES fasst die häufigsten Störungsbilder in der Logopädie zusammen und es gibt verschiedenste Therapieansätze.

Im Vordergrund steht immer eine auf das konkrete Problem zugeschnittene Therapie.

So kann sich die Therapieeinheit dahingehend gestalten, dass am Erwerb sogenannter “Vorläuferfähigkeiten” (wie Blickkontakt aufnehmen und halten oder das Interagieren im “TurnTaking”), bis hin zu aktivem Training an der Zungenposition bei der Bildung einzelner Laute und Lautverbindungen, gearbeitet wird. Dazwischen liegt zudem eine Bandbreite verschiedenster Störungsbilder. Vielleicht kennen Sie den Begriff “Lispeln” oder aber haben schon einmal mitbekommen wie ein Kind “heifen” statt “Reifen” sagt.

Die meisten SES Therapien folgen einem bestimmten Aufbau nach welchem zunächst Vorsprachliche Fähigkeiten erworben werden und dann auf immer schwerer werdenden Sprachebenen gearbeitet wird.

So könnten in einer Therapie zunächst einzelne Laute beübt werden, später dann Wörter und anschließend Sätze.

Bevor an den Flektionsformen der Verben gearbeitet werden kann, müssen diese erst einmal erworben werden. Zudem folgt auch die Grammatik einem “Fahrplan” in welcher Reihenfolge wann was erworben wird.

Um genaueres zu einem bestimmten Bereich zu erfahren, klicken Sie gerne auf einen unserer Unterartikel.

Unser Tipp:

Sollten Sie sich unsicher sein, ob Ihr Kind Logopädie benötigt oder nicht, sprechen Sie mit Ihrer/m Ärztin / Arzt über ein Rezept zur Abklärung des Bedarfs. Therapie ist nie etwas schlechtes sondern eher als eine Art “Bonusangebot” zur Schaffung der optimalen Rahmenbedingungen für die Entwicklung Ihres Kindes zu sehen. Eine unentdeckte SES hingegen führt zumeist, auch im späteren Schulverlauf und Leben insgesamt zu Schwierigkeiten, welche meistens nicht sein müssten.

Haben Sie Geduld und halten Sie sich immer wieder vor Augen, dass ihr Kind Sie nicht ärgern will, sondern einfach ein paar Schwierigkeiten mit den betroffenen Lauten hat.

Korrigieren Sie ihr Kind im Alltag passiv. Das heißt: Sie sind mit Ihrem Kind im Kaufhaus und plötzlich sagt es “schau mal Mami, eine Rollkreppe”. Entgegen Sie beispielsweise wie folgt: “ach da vorne? Ja stimmt! Dort ist eine RollTReppe”. Betonen Sie dabei das [tr] ein wenig überdeutlich. Im Fachjargon nennen wir dies “corrective Feedback”.

Sprechen Sie Reime mit Ihrem Kind und singen Sie gemeinsam Lieder, dies hilft dabei die sogenannte “phonologische Bewusstheit” weiter zu fördern. “Phonologische Bewusstheit” bedeutet grob gesprochen nichts anderes als “die Fähigkeit sprachliche Laute zu erkennen, auseinander zu halten und flexibel zu Nutzen”.