Ataxie

Was ist Ataxie?

Als Ataxie wird eine Störung der Bewegungskoordination bezeichnet, die sich meist in überschießenden Bewegungen äußert. Dabei ist die Haltungsmotorik sowie die Zielmotorik betroffen. Die Ursache können unter anderem eine Schädigung im Kleinhirn (z.B. aufgrund eines Schlaganfalls, Schädel-Hirn-Traumatas oder andere Verletzungen des Kleinhirns ) oder einer Störung der Tiefensensibilität (das ist der Bereich unseres Fühlens, der Gelenk- Positionierung / Bewegung, Druckempfinden und Vibrationen wahrnimmt) sein. Aber warum führt jetzt eine Schädigung des Kleinhirns oder der Tiefensensibilität zu unkontrollierbaren überschießenden Bewegungen?

Das Kleinhirn ist für die Koordination unserer Bewegungen zuständig. Wenn dieses verletzt wird oder „ausfällt“ ist die Steuerung der „gegeneinander“ arbeitenden Muskelgruppen nicht mehr zuverlässig möglich, daher kommt es zu unkontrolliert wackelnden und überschießenden Bewegungen. -Bei einer Störung der Tiefensensibilität bekommt das Gehirn keine Rückmeldung mehr über die Bewegung und den Muskeltonus (Muskelspannung / Druck), und kann dadurch Bewegungen nicht präzise ausführen. Eine Ataxie kann dabei den gesamten Körper oder nur einzelne Körperbereiche betreffen, z.B. nur die oberen Extremitäten oder nur den Rumpf oder die Zunge.

Wo keine Bewegung stattfindet kann, kann folglich auch keine „fehlgeleitete Bewegung“ zu sehen sein. Das „Wackeln“ einer Ataxie ist also nur in Bewegungen zu sehen. Anders als z.B. beim Ruhetremor (Tremor = Zittern) der dauerhaft vorhanden ist.

Eine Ataxie kann präzises Greifen und Hantieren unmöglich machen, z.B. stoßen Betroffene die Flasche nach der sie Greifen wollen um, da sie die Bewegung nicht rechtzeitig Stoppen konnten. Auch das Schreiben kann „verwackelt“ bis vollständig unmöglich sein, je nach Stärke der Ataxie.

Symptome:

Zu den möglichen Symptomen gehören unter Anderem:

  • Zu weite und ruckartige beziehungsweise “fehlgeleitete” Bewegungen
  • Probleme der Kraftdosierung (ruckartiges, zu festes Händeschütteln oder zu lasches Greifen nach einem Glas)
  • zittrige oder wackelnde Bewegungsabläufe – ungewolltes Umstoßen beim Versuch etwas zu Greifen
  • unkoordinierte Augenbewegungen
  • stockende Sprechweise
  • Probleme mit dem Gleichgewicht und der Koordination (häufiges stolpern / umfallen)

Bitte bedenken Sie, dass ein Symptom alleine noch kein eindeutiges Indiz für eine Ataxie ist und die genauere Abklärung immer durch ÄrztInnen erfolgen sollte.

Therapieinhalte und Ziele:

Ist die Ataxie einer der Tiefensensibilitätsstörung geschuldet kann die Verbesserung der Sensibilität mittels Stimulation ein Therapieansatz sein.

Bei allen weiteren Ataxieformen, steht im Fokus, die Kontrolle über die Bewegungen durch Training der Bewegungsabläufen wieder zu erlangen.

Aus therapeutischer Sicht werden die bestmöglichen Resultate erzielt, wenn in Bewegungen oder Aktivitäten die Belastungsgrenze etwas überschritten und gesteigert wird. Es ist wie beim Training des Gleichgewichts. Wer dabei nicht um sein Gleichgewicht „ringen“ muss, wird sich darin nicht verbessern.

Es kann sinnvoll sein eine sehr schwierige Aktivität in abschnitte aufzuteilen, um dann die Bewegungs-Sequenzen einzeln zu Üben. Dadurch steigert man die Wiederholungen einer Bewegung und automatisiert diese schneller. Wenn alle Abschnitte einzeln funktionieren setzt man sie wieder zusammen und übt nun die komplette Aktivität am Stück, um die Aktivität im Gehirn zu automatisieren.

Unser Tipp:

Es gibt verschiedene Möglichkeiten wie Sie eine Handlung / Bewegung einfacher oder schwieriger gestalteten können. Nutzen Sie diese Möglichkeiten und passen Sie den Schwierigkeitsgrad Ihren Fähigkeiten an:

  • Unterstützungsfläche vergrößern (geschlossene kinematische Ketten): Je mehr Auflagefläche das Körperteil hat desto „stabiler“ sind Bewegungen möglich. Z. B. Stützen sie den Arm beim Essen mit möglichst viel Auflagefläche an einer Wand ab um vom Teller zum Mund zu kommen. Im Stehen bedeutet dies je größer die Unterstützungsfläche ist, desto stabiler stehen wir. Deshalb sollten die Füße mindestens hüftbreit gesetzt werden und nicht kleiner.
  • Bewegungen langsamer oder schneller ausführen: Je langsamer eine Bewegung stattfindet desto stärker sind meist die ataktischen Bewegungen. Oft kann es sinnvoll sein die Bewegung langsam zu trainieren, auch wenn diese dadurch erstmal schwieriger wird. Wenn Sie diese beherrschen können Sie wieder zur gewohnten Geschwindigkeit zurückkehren. Dadurch kann die Bewegung im Alltag sicher ausgeführt werden.
  • Gewichtsmanschetten nutzen: Zum Training von Bewegungen oder Alltagssituationen können Gewichtsmanschetten verwendet werden. Diese können die ataktischen Bewegungen vorübergehend reduzieren, dauerhaft ist dies jedoch keine Lösung, da sich die Ataxie an das Gewicht „gewöhnt“.